Katholische Kirche St. Josef Annweiler

„KönigsKinder“ – Datenblatt

Standort

Annweiler am Trifels (D-76855), katholische Pfarrkirche St. Josef

Erbauer

Orgelfabrik Carl Gottlieb Weigle (1810-1882), Stuttgart-Echterdingen, Inhaber Friedrich Weigle (1850-1906), op. 244

Geschichte

1866-68
Bau der Pfarrkirche St. Josef nach Plänen von Joseph Köhler, Bauassistent in Pirmasens, ehemals Mitarbeiter des Leiters der Staatlichen Bauverwaltung in Bayern Richard Jakob August von Voit (1801-1870), der als Civilbauinspector des Bayerischen Rheinkreises das Rathaus in Annweiler konzipiert hatte (1851 fertiggestellt)

1901
Bau der Orgel durch Weigle

1965
Renovierung und Umbau durch Orgelbaumeister Hugo Wehr (*1928), Haßloch: Öffnung des rückwärtigen Gehäuses, Eingriffe in die Statik und Zerstörung des spätromantischen Klangbildes gemäß der neobarocken Ideologie der sogenannten Orgelbewegung; Anschluß eines elektrischen Winderzeugers an die ansonsten belassene Windanlage

1997
Renovierung durch Orgelbaumeister Gerhard Kuhn (*1943), Esthal, auf der 1965 geschaffenen Grundlage

seit 2012
Wartung und Pflege durch Orgelbauwerkstatt Förster & Nicolaus, Lich, Orgelbaumeister Joachim Müller (*1959 -2017) und Martin Müller (*1958)

weitere Orgeln von Weigle aus der Bauzeit der Orgel für Annweiler:

1900 Bischweier (ev. Kirche, II+P, 8), Colmar (kath. Kirche St. Joseph, III+P, 44)

1901 Hochheim (ev. Kirche, II+P, 13), Bad Urach (ev. Stiftskirche St. Amandus III+P, 42), Reutlingen (ev. Kirche St. Marien, IV+P, 57)

1902 Stutensee-Staffort (ev. Kirche, II+P, 17), Speyer (ev. Gedächtniskirche, IV+P, 65)

Standort

Empore (im Westen)

Anzahl der „echten“ Register

16 klingende Stimmen, Tremulant, drei Normalkoppeln (Manubrien), drei Kollektivdruckknöpfe (untere Leiste), Registerschweller (Tritt)

Disposition

Anzahl der Klaviaturen
zwei Manuale, ein Pedal

Spieltrakturen
pneumatisch, Abstrom im Spieltisch, Zustrom vor den Windladen

Registertrakturen
pneumatisch, Abstrom im Spieltisch, Zustrom vor den Windladen

Windversorgung
Mehrfachfaltenmagazinbalg mit Schöpfer inkl. (intakter) Tretvorrichtung, angebautes Schleudergebläse (August Laukhuff GmbH, Weikersheim, Ventus Nr. 22271 (Schnellläufer 2.800 U/min.)

Klangkonzept
ursprünglich spätromantisch, heute neobarockisiert (orgelbewegt verschnitten)
Temperierung ursprünglich gleichstufige Stimmung, heute gleichstufig (verstimmt)
Stimmtonhöhe (derzeit) 438 Hz bei 21° C; 435 Hz bei 18°C
Anzahl der Orgelpfeifen (derzeit) 1041

Länge der größten Pfeife
Principal 8‘ (Zinn (ca. 80%), Prospekt): F – 224 cm (Überlänge)
Subbass 16‘ (Holz): C – 248 cm (ohne Fuß)
Octavbass 8‘ (Holz): C – 252 cm (ohne Fuß)

Länge der kleinsten Pfeife
Mixtur 11/3‘ (Zinn (ca. 60%)): f3 – 22,5 cm (davon ca. 18 cm Fuß)

Maße des Gehäuses
Höhe ca. 520 cm (mit Knorpelwerk), Breite ca. 350 cm (mit Kranzgesims), Tiefe ca. 260 cm (mit Kranzgesims)

Einschätzung der Orgel
Das Instrument ist einigermaßen funktionstüchtig, d.h. es arbeitet die Technik irgendwie (ausgespielte Klaviaturen, verzögerte Reaktion der pneumatischen Steuerung aufgrund falscher Winddrücke, Undichtigkeiten im Windsystem). Das Gehäuse ist im hinteren Bereich instabil (abgesägte Gerüstteile, entfernte rückwärtige Füllungen). Der Klang ist aufgrund der massiven zerstörerischen Eingriffe in das Pfeifenwerk und der unausgewogenen Intonation indifferent und nicht ansatzweise homogenisiert. Die noch vorhandene wertvolle historische Substanz läßt trotz ihrer Torsohaftigkeit erahnen, daß es sich einstmals um ein inspiriertes und den Spieler aufgrund seiner handwerklich-technischen und künstlerisch-musikalischen Qualitäten auch inspirierendes Instrument gehandelt haben muß. In einer grundlegenden Restaurierung könnte die Orgel ihre einstige technische Zuverlässigkeit und klangliche Schönheit wieder erlangen. Diese würde neben einer Sanierung sämtlicher historischer Bauteile und der Eliminierung der orgelbewegten Abweichungen im Pfeifenwerk die detailgetreue Rekonstruktion aller abgegangenen Teile (Register, Gehäuse) sowie die Neuintonation unter Anlegung der spätromantischen Parameter (Erhöhung der Winddrücke, Richtigstellung der Aufschnitte an den Labien, Setzen von Stichen an den Kernen, Anfertigen und Aufwerfen von passenden Zungenblättern etc.) beinhalten. Die dafür anzusetzenden Kosten dürften sich auf ca. 100.000 € (netto) belaufen (Kostenschätzung für Durchführung der Maßnahme in 2021).

Gruppe
Kindergartenkinder (4 bis 6 Jahre)

Institution
Katholische Kindertagesstätte Arche Noah, D-76855 Annweiler am Trifels

Begleitung des Projekts
Christina Wendel, Pastoralreferentin (Dipl.-Theologin)
Prof. Dr. Michael Gerhard Kaufmann, Musikwissenschaftler, Organist und Orgelsachverständiger